Kurt Keller, Arbeit und Hobby


den Fokus hat Pfeil


Haus

Modelleisenbahn Kellersbrugg


1985 begann Ede Brügger mit dem Bau einer Modelleisenbahnanlage im Massstab 1:87. Da ich seit meiner Kindheit an diesem Hobby interessiert war, lud mich Ede zum Mitbauen ein. Nach ein paar Jahren merkte ich, dass mir Ehrgeiz und Zeit fehlten, um bei diesem ambitionierten Anlagebau mithalten zu können. Die Modellanlage hat Ede vor ein paar Jahren verkauft. Was bleibt ist die Erinnerung, dokumentiert auf Fotos und einem Artikel in der Fachzeitschrift "LOKI".


Lokdepot

HO-Anlage Kellersbrugg, klein, aber sehr fein

von Martin v. Meyenburg

Quelle LOKI - Heft 12/2004 mit freundlicher Genehmigung des Verlags.


Gut geplant ist halb gebaut. Ausgehend von diesem Motto, gepaart mit sauberer Ausführung aller Elemente des Aufbaus, ist eine kleine sehr raffinierte durchdachte Anlage entstanden, auf der Fahrbetrieb nicht nur grössten Spass macht, sondern auch völlig hinhaut.


Re 4/4

Weder im Keller aufgebaut, noch dominieren gigantische Brückenkonstruktionen die kleine HO-Anlage "Kellersbrugg" von Edwin Brügger. Im Gegenteil, unter dem Dach im kleinen Estrichabteil, wo früher einmal im Sommer die Vorfenster und im Winter die Fensterläden lagerten, ist die Bahn aufgebaut. Sodann verkehren die Modellzüge eher durch raffiniert angelegte Tunnels, so dass nicht nur der flüchtige Betrachter grosse Mühe hat, den Streckenverlauf zu erraten. Des Rätsels Lösung liegt in der Namenskombination der ursprünglich an der Anlage beteiligten Kollegen Kurt Keller und Edwin Brügger. Kurt Keller zog sich vor einigen Jahren zurück, geblieben ist der kombinierte Name, Probleme gibt es dabei keine, das wäre auch nicht die unkomplizierte und sehr offene Art von Edwin Brügger.


Ae 4/6

Klassiker - und doch nicht

Eisenbahnen und Modellbahnen beschäftigen Edwin Brügger schon von seiner Kindheit weg. "Eine Märklin" habe er gehabt, und er nennt das den richtigen Klassiker. Er habe aber vom Vater eigentlich nie das erhalten, was er sich wünschte. So ist die heutige Anlage im Grunde genommen die Verwirklichung eines früheren Traumes. Bis es aber zu dieser Traumverwirklichung kam, wurden zahlreiche Tischanlagen ohne spezielle Geländegestaltungen aufgebaut. Die Gleise stammten aus dem M-System von Märklin, und die Anlagen wurden auch immer wieder abgerissen. Das ging so weiter, bis der Raum im Estrichgeschoss gemietet werden konnte. Hier lagerten bis zur Renovation des Gebäudes im Sommer die Vorfenster und im Winter die Fensterläden. Ein dunkles Loch sei das gewesen, der Verwendung entsprechend ohne Licht und auch ohne Strom.


De 6/6

Bevor in diesem zwar kleinen, aber doch durchaus geeigneten Raum gebaut werden konnte, entstand eine Büchergestellanlage sozusagen als Testobjekt. Auch wurde der Estrichraum zuerst regelrecht entrümpelt, isoliert und Strom eingerichtet. Dann konnte es losgehen mit dem genau geplanten Bau. Also doch ein Klassiker! Eben nicht. Die vielen sonstigen Hobbytätigkeiten absorbieren Edwin Brügger in hohem Masse, so dass für kreative Pausen viel Zeit übrig blieb. Das hat sich übrigens auch in der langen Bauzeit niedergeschlagen, was dem ganzen Vorhaben überhaupt nicht geschadet hat, im Gegenteil.


Bahnhofeinfahrt und Auf der Strecke

Fachliteratur und Vorbild

Vorbild für alle oder mindestens den grösseren Teil der Modellbahner dürfte die Eisenbahn 1:1 darstellen, das versteht sich fast von selbst. Ein Vorbild in ganz anderer Richtung ist für Edwin Brügger der Erbauer der Anlage und Modelle im hohen Norden, über dessen Bauten in LOKI wiederholt berichtet wurde. Schubweise liess sich Brügger auch durch viele Beiträge in der Fachliteratur inspirieren und versuchte es einfach selbst einmal. Die Spuren dieser Versuche, die auch etwa mal daneben gingen, sind heute vollständig verschwunden, missratene Alterungsversuche an Fahrzeugen wurden auch schon kurzerhand entsorgt.


Auch wenn in erster Linie modellbahnerische Vorbilder und Versuche dominierten, waren es auch richtige Anlagen mit denen Edwin Brügger in seinem ursprünglich gelernten Beruf als Bauzeichner zu tun hatte, die als Vorbilder im Planungsbereich dienten.


Lagerhaus mit Siloturm

Verwirklichung des Traumes

Angefangen wurde mit der Anlage etwa ums Jahr 1985 herum. Nach der Entrümpelung und Elektrifizierung des erwähnten Raumes wurde mit den Isolationsarbeiten angefangen. Das Isolieren bracht den gewünschten Ausgleich der erheblichen Unterschiede von den Winter- zu den Sommertemperaturen, wobei anzumerken ist, dass im Winter mit Heizen die Kälte gut gebändigt werden kann, im Sommer nach längeren und intensiven Sonnenscheintagen, die Hitze irgend einmal doch durch die Isolation hindurchdringt. Mit der offenen Rahmenbauweise ging anschliessend der Anlagenbau los.


Anfänglich baute Kurt Keller mit und unterstützte Edwin Brügger mit Taten und mit Finanzen. Zeitlich lag ihm in der Folge dieses Bauengagement nicht mehr drin, also zog er sich zurück, ohne die Leistungen zurückzuverlangen, was Brügger auch heute noch in Dankbarkeit zu schätzen weiss. Personell zwar geschwächt ging die Verwirklichung des Projekts dennoch weiter und man sieht dem Resultat den damaligen Planungsfachmann in vielen Belangen in der Anlage noch lebhaft an. So sind beispielsweise im sichtbaren Bereich Übergangsbögen in den Kurveneinläufen vorhanden, so wie es sich für eine echt Gleisanlage gehört.


Re 4/4

Raffinierter Gleisplan

Die Anlage ist im Hundeknochenprinzip aufgebaut und nützt den kleinen Raum geschickt aus, so dass jedoch Betrachter immer noch genügend Platz finden. Das Endloskonzept mit den beiden Kehrschleifen wurde so geplant und verwirklicht, dass die Anlage für Fahrer und Rangierer etwas zu bieten hat und zwar Interessantes. Auf das wurde in der Planung sehr geachtet. So sind etwa Rangierfahrten im Bahnhof alle durchführbar, wenn auch knifflige Hin-und-Her-Manöver ausgeführt werden müssen.


Die Strecke ist dergestalt angelegt, dass trotz des kleinen Raumes nicht sofort erkennbar wird, wie der Verlauf tatsächlich angeordnet ist. Als mit dem Bau 1985 angefangen wurde, steckte das Thema "Digital" noch völlig in den Kinderschuhen und war überhaupt noch nicht aktuell. So wurde für die Strecke das Selbstblocksystem von Gebhart gewählt. Auf offener Strecke wird also auch automatisch gefahren, die Bahnhöfe lassen sich wahlweise auch völlig manuell bedienen.


Geleiseplan

Technische Raffinessen

Mit den verschiedenen Märklin-Anlagen von früher hat das aktuelle Werk sozusagen nichts mehr zu tun. Zwar stammen die Gleise aus dem K-System von Märklin, sind aber für die Steuerung zweckentfremdet worden. Abgenommen wird der Strom über den Punktkontakt, zurückgeführt wird er jedoch nur über eine Aussenschiene die andere wird mit Isolationen zur Überwachung verwendet.


Modelleisenbahnanlage Kellersbrugg
Massstab: 1:87 (Längenmassstab für Geleisentwicklung und Kurvenradien: 1:500)
Baubeginn: 1. Januar 1985
Epoche: Zirka 1980 bis 1990 (IV)
Bahnverwaltungen: SBB, RhB
Anzahl Bahnhöfe: 4 (3 davon unsichtbar)
Geleise: RhBHOm: SBBHO:    Zirka 4 Meter Bemo mit Merkur Bettung
Zirka 70 Meter Märklin K
Weichen: RhB HOm: 
SBB HO:   
2 Stück Bemo mit Bemo-antrieben
23 W, 6 DKW Märklin K, 
Oberleitung Sommerfelt
Signale Bänniger, Schneider
Anzahl Züge Maximal 10
Maximale Zugslänge 1,75 bis 1,90 Meter, je nach Lok
Rollmaterial AKU, Bemo, Brawa, Fleischmann, Hag, HRM, Kleinbahn, Liliput, Lima, Märklin, Rivarossi, Roco, Wabu. Loks teilweise mit Faulhabermotoren ausgerüstet.
Fahrspannung 0 - 11 Volt mit Halbwellenunterstützung ausgerüstet
Fahrpulte HO: Gebhart F1W, HOm: Märklin 6600
Blocksteuerung Gebhart FSBS, BAB1S, BAB2S (Blöcke)
Schattenbahnhofsteuerung Gebhart SVAB, GABA (2 Bahnhöfe)
Dauerzugsbeleuchtung Gebhart NF-3
Relais Trix electronic
Stellpulte Eigenbau

Te 1

Die Fahrleitung von Sommerfeldt ist grösstenteils als Attrappe ohne Funktion aufgestellt, nur im Bahnhofbereich kann mit den elektrischen Rangierloks ab Fahrleitung gefahren werden. Die Dachstromabnehmer der Streckenloks sind so eingestellt, dass sie die Fahrleitung gerade nicht oder nur ganz sanft berühren.


Lok-Depot

Gefahren wird mit Gleichstrom, was in den Triebfahrzeugen die eine oder andere Änderung bedingte. Alle Elektroniken und Umschalter wurden radikal ausgebaut. Dafür wurden in den Hag- und Märklin-Loks die Feldspulen durch Permanent- Magnete ersetzt, was die Laufeigenschaften schon einmal eklatant verbesserte.


Re 4/4

Für den massstäblichen Betrieb mit Geschwindigkeiten, die ermittelt wurden, sind in vielen Loks Dioden eingebaut. Im Endeffekt ergeben sich auf der Paradestrecke so Geschwindigkeiten von 50 bis 100 km/h umgerechnet.


Uebersicht Kellersbrugg

De Plausch soll es sein

Die Anlage kann derzeit als fertig bezeichnet werden, wobei jetzt "Jugendsünden" an verschiedenen Orten ausgemerzt und korrigiert werden sollen. Ziel wäre es eigentlich, einmal in der Woche zu bauen, was sich jedoch aufgrund der vielen Aktivitäten von Edwin Brügger nicht einhalten lässt. Ausgedehnte Motorradtouren, Musizieren als Bassist in einer Rock-Band und viele andere Dinge sind dafür verantwortlich, dass der Schalter im Anlagenraum oftmals auch nicht betätigt wird. Das soll aber auch so sein und bleiben, in erster Linie soll es bei aller Technik und Exaktheit, auf die ganz besonderen Wert gelegt wurde, ein Plausch sein und bleiben. Es ist in der Tat auch ein Plausch, Edwin Brüggers Anlage in Betrieb zu sehen, der Fahrbetrieb wickelt sich problemlos und sauber ab, nur Vorführeffekte gebe es etwa mal, meint Brügger in seiner verschmitzten Art. Man kann es ihm fast nicht abnehmen, so tadellos läuft es!


Spray von Marino Biancera
zum Seitenanfang

2020 © mail(at)kurtkeller.ch Else-Züblin-Strasse 60, CH 8047 Zürich