Der Sommer 2003 war heiss. Die Vorstellung per Rad den schattigen Flussufern, der Limmat, der Aare, des Rheins, der Birs, der Lützel und dem Doubs entlang unsere Freunde in der 500 Kilometer entfernten Bresse zu besuchen, liess sich nicht immer realisieren. Die Routen von VeloLand Schweiz gehen halt oft über Berge und Hügel. Eine Routenbeschreibung von Zürich bis zur Mündung des Doubs in die Saôn und Tipps was man besser machen könnte.
Ich kenne keine Stadt, die den Velofahrer fürstlicher empfängt als Besançon. Am linken Doubsufer entlang durch schattige Wälder, direkt in die Parkanlagen vor der Befestigung. Dann durchs Tour und man befindet Mitten in der Altstadt!
1. Tag (Zürich - Kleindöttingen) Von zu Hause immer der Limmat entlang, bis kurz vor Würenlos. Der Wanderweg nach Baden ist vom "Chessel" weg für Velofahrende wirklich nicht geeignet. Man muss die Idylle verlassen und auf die Strasse. In Würlenlos trifft man auf die Mittelland Route Nr. 5 von "VeloLand Schweiz". Wir folgten dieser Route bis kurz vor Baden. Dort ersparten wir uns den Aufstieg über Birmensdorf / Mülligen an die Reuss. Der Limmat entlang ist es viel schöner, aber natürlich verboten. Nach Turi über die schmale Aarebrücke, danach trifft man auf die Aareroute Nr. 8. Auf dieser erreichten wir unser Tagesziel Kleindöttingen. Allerdings ist die Strecke alles andere als Fluss nah. Es gilt manche Höhendifferenz zu überwinden. Bei 34 Grad war die Steigung nach Böttstein auf separatem Radstreifen am Rande einer verkehrsreichen Hauptstrasse alles andere als eine schöne Radwanderung. Um von Zürich an den Rhein zu gelangen eignet sich diese Route nicht besonders. Über das Wehntal oder der Glatt entlang ist es entschieden angenehmer.
2. Tag (Kleindöttigen - Rheinfelden) Nun führt die Aareroute doch noch der Aare entlang. Am frühen Morgen fasziniert der Stausee mit seiner vielfältigen Vogelwelt. Bei Felsenau treffen wir auf die Rheinroute von "VeloLand Schweiz", der wir bis an die Birs, kurz vor Basel folgten. Wir erreichten Rheinfelden ohne Probleme, alles ist perfekt Beschildert, die Landschaft ist super und die Route motorverkehrsfrei. Ein verdientes Lob an die Macher. Rheinfelden ist eine der vielen Perlen am Rhein.
3. Tag (Rheinfelden - Laufen) Die Nr. 2 von "VeloLand Schweiz eröffnet Einblicke in alte Dorfkerne von denen man solche Schönheiten nicht erwarten würde. Sie zeigen Muttenz und Pratteln von der schönsten Seite. An der Birs verlassen wir "VeloLand Schweiz" und vertrauten uns der regionalen Radroute nach Laufen an. Alles geht gut bis Grellingen. Dort wird man auf die wenig befahrene Hauptstrasse Basel - Delémont geführt. Aber wenige Kilometer danach ist der Teufel los. Die Autobahn ergiesst sich auf diese Hauptstrasse und die Gemütlichkeit hat definitiv ein Ende. Dabei soll es einen ruhigen Weg der Birs entlang nach Laufen geben. Meine Anfrage ans Tiefbauamt des Kt. Basel Land ergab folgende Begründung: Die Bevölkerung wohne auf der Nordseite des Tales, deshalb sei diese Strecke für Schüler und Pendler markiert. Ob die wohl eine Markierung brauchen um Schule oder Arbeitsort zu finden? Die Markierung diene auch nicht in erster Linie dem Freizeitverkehr! Diese Aussage kann bestätigt werden, in Laufen war es schwierig sein Geld in Hotels und Restaurants los zu werden. Fast alle machten Sommerferien.
4. Tag (Laufen - Porrentruy) Leicht aber beständig steigt die Lützel an. Mal ist man in Frankreich Mal in der Schweiz. Nach einem kleinen Pass geht's wieder bergab nach Charmoille dem ersten Dorf im Bezirk Porrentury. Bald ist man in der "Hauptstadt". Am Tage herrscht dort um den Bahnhof eine gigantische Verkehrshektik. Vollgas oder Vollbremsung sind die üblichen Verhaltensweisen. Nach Ladenschluss wirkt alles ein wenig ausgestorben und man muss in den Sommerferien nach Verpflegungsstätten suchen, die nicht schon um 19 Uhr schliessen.
5. Tag (Porrentruy - Pont de Roide) Bei Damvant verliessen wir die Schweiz, nicht ohne ausgiebige Befragung des Computers. Irgendwie kam es dem Beamten spanisch vor, dass über 50 Jahre alte Menschen noch mit dem Velo nach Frankreich in die Ferien fahren. Aber wir wurden schlussendlich in die grosse Freiheit der EU entlassen und es ging ziemlich lange bergab. Im Nu waren wir am Etappenziel am Doubs, einem Strassendorf das dem Verkehrslärm nicht entfliehen kann.
6. Tag (Pont de Roide - Baume-les-Dames) Um die grosse Doubsschleife abzukürzen empfiehlt sich der Pass über Vermondans-Anteuil nach Clerval (ca. 300 Höhenmeter). Vor Clerval biegt man scharf nach Links an den Doubs und folgt diesem bis Baume-les Dames. Schöne Landschaft und kein Verkehr. Radfahren der Extraklasse!
7. Tag (Baume-les-Dames - Besançon) Zuerst auf der linken Flussseite bis Ougney-Douvet, dann auf der Rechten bis Vaire-le-Petit, dann wieder Links bis zum Ziel. **** Das reine Vergnügen, ist die Einfahrt in die grosse Stadt. Nahtlos von der schönsten Natur in die Urbanität. Wir blieben zwei Tage.
8. Tag (Besancon - Ranchot) Bei der Weiterfahrt kann man viele Fehler machen und im Verkehrspuff versinken. Fahren Sie Richtung Zoo, rechte Flussseite bis Avanne. Dann auf der Linken bis zum Wassertunnel bei Thoraise. Dort über den Hügel und weiter auf der linken Flussseite. Dann über die Brücke zuerst der Bahn, später dem Kanal entlang nach Osselle. Bleiben Sie immer in der Nähe des Wassers, die Strecke ist durchgehend, auch wenn es schmale Naturwege sind. Unterwegs gibt es eine Badegelegenheit in einem sauberen Baggersee. So erreichen Sie Ranchot (einzige Hotelunterkunft an der Strecke bis Dole).
9. Tag (Ranchot - Dole) Verführerisch ist der Weg auf der rechten Kanalseite. Alles ist perfekt bis man auf der RN 73 landet. Machen Sie es besser und fahren Sie via Our-Eclans-Nenon-Falletans immer auf der linken Flussseite nach Dole. Eine schöne Stadt erwartet Sie.
10. Tag ( Dole - Verdun-sur-le-Doubs) Dole verlässt man am besten auf der rechten Kanalseite. Der Weg ist nur ein Trampelpfad von 10cm Breite aber jede andere Route ist verkehrsreich. Bei der Kreuzung des Kanals mit der D322 verliessen wir diesen und fuhren durch die Arbeiter-Musterstadt Tavaux. Es gibt dort Radwege aber was für welche! Vor lauter "Kein Vortritt" gibt man nach wenigen hundert Metern auf und fährt auf der Strasse. Ausgangs Tavaux links auf den Feldweg nach St- Aubin. Dann über Tichey nach Seurre. An der Saôn genossen wir ein mehrgängiges Mittagessen und büssten bei der Nachmittagshitze unsere Schlemmerei bitter. Über Charnay-les-Chalon und Saunières erreichen wir Verdun-sur-le-Doubs. Hier Endet unsere Flussreise Limmat, Aare, Rhein, Birs, Lützel und Doubs mit seiner Mündung in die Saôn. Noch einen Tag durch die Hügellandschaft der Bresse, und dann können wir die Gastfreundschaft unserer Freude geniessen.
Hinweise: Tagesetappen zwischen 35 und 55 km. In der Schweiz wurden Karten im Massstab 1:100 000 der Landestopografie verwendet, in Frankreich die Karten des IGN, ebenfalls im Massstab 1:100 000 mehr Infos zu den Karten. Die Tour kann empfohlen werden, sie ist weitgehend frei von Autoverkehr. Besonders schön ist die Strecke am Doubs von Clerval bis Dole. Der Velotourismus ist sehr schwach entwickelt, was Vor- und Nachteile hat.